
Spiritual Bypassing
Das Labyrinth der Heilung
Der Begriff Spiritual Bypassing wurde vom Psychologen John Welwood im Jahr 1984 geprägt.
Als Spiritual Bypassing, auch spirituelle Vermeidung genannt, bezeichnet man die Vermeidung jeglicher Auseinandersetzung mit unliebsamen Themen wie eigenen Fehlentscheidungen, Ungerechtigkeiten, Familienthemen und den eigenen Gefühlen dahinter. Es ist eine Schein-Reflexion unangenehme Wahrheiten bestens in Schach zu halten.
Es handelt sich um einen trickreichen Abwehrmechanismus, der uns schützen soll. Wir umgehen unangenehme Erfahrungen, Erkenntnisse oder Gefühle dadurch, dass wir bestimmte Überzeugungen, Persönlichkeiten („Gurus“) oder Praktiken (Yoga, Meditation, Tanz, Atemtechniken, positive Affirmationen, Selbstcoaching-Techniken, die Liste ist unendlich) über unsere eigenen Emotionen, Erfahrungen oder Bedürfnisse stellen. Wir bemerken es selbst noch nicht einmal.
Alles ist „so, wie es eben sein soll“, das Universum tut schon das richtige, und man selbst schwebt ohnehin über all diesen weltlichen Themen.
„Spirituell Bypassing“ ist einer der größten Gefahren auf den spirituellen Weg“
Doch was führte uns dazu, in die spirituelle Vermeidung zu gehen?
Es ist ein Tabu welches auf der Verletzlichkeit liegt. Die Gesellschaft sagt, dass es gefährlich ist die eigenen wahren Gefühle zu zeigen, besonders die negativen, wie Wut, Traurigkeit oder Eifersucht….bis in viele spirituelle Strömungen hinein! So wird eher „Spiritual Bypassing“ betrieben anstatt Heilung!
Und auch hier kann es sich um eine Suchtverschiebung handeln.
(Mehr über das Thema findest du hier!)
Spiritualität wird heutzutage oft als positive Wellness-Erfahrung verkauft
Dabei tritt ein zentraler Aspekt jeder spirituellen Praxis in den Hintergrund: Die Transformation unserer Beziehung zu allen Aspekten in uns, auch zu unserem Leid und die herausfordernde Arbeit, die dafür nötig ist.
Nun ist es zugegebenermaßen nicht besonders leicht, sich verwirrenden Gefühlen zu stellen, sich schmerzhaften Prozessen zu öffnen und vor allem, ehrlich mit sich zu sein!
Vor allem, wenn die spirituelle Szene so viele Alternativen bietet, wo neue Verhaltensweisen, einfach vom Universum „heruntergeladen“ werden können:
„Denke einfach nur positiv“, „Wir sind alle eins.”, „Good vibes only.”, oder „Es ist alles nur eine Illusion.” „übe nur die richtige Atemtechnik, dann geht es dir wieder gut!„
Denn auch wenn solche und ähnliche Sätze eine inspirierende Wirkung haben können – auf einer tieferen Ebene trennen sie uns von vielen Facetten unseres Menschseins.
Dann entwickelt sich unser „spirituelle Weg“, trotz bester Intentionen, in eine goldene Scheinwelt aus Methoden und Ideen, die uns zwar „über Wasser“ halten (wie mit Schwimmflügeln), die uns aber von unserer Lebendigkeit und damit echten Entwicklung abschneiden, statt uns intimer mit uns und dem Leben in all seinen Facetten zu verbinden.
Wenn wir versuchen die Welt der Formen, mithilfe der Spiritualität zu entkommen, mit Worten wie: „es ist ja eh alles nur ein Traum“
dann schieben wir die Verantwortung für das eigene Leben weg.
Wie erkennst du, ob du selbst von Spiritual Bypassing betroffen bist?
Spiritual Bypassing – also Spiritualität zur Vermeidung von Leid zu nutzen, ist nichts, wofür wir uns verurteilen sollten. Es erfordert Mut und auch einiges an Überwindung, sich unseren inneren Wunden zuzuwenden, sich auf schmerzhafte Heilungsprozesse einzulassen.
Wenn du dich hier wiedererkennen solltest, du bist nicht allein!!
- Das Positive überzubetonen und alles in einen Schleier aus Licht und Liebe hüllen zu wollen.
- Themen tauchen immer wieder auf, obwohl du sie schon oft „gelöst“ hast
- und dann die negativ wahrgenommene Gefühle zu unterdrücken und zu verurteilen, etwa Wut, Trauer oder Scham, und die eigenen Schattenanteile zu leugnen.
- Du bist süchtig nach Praktiken und Methoden, um dich zu erden oder zur Ruhe und zu deiner Mitte zu finden
- Du fühlst dich denen überlegen, die „noch auf einer anderen Entwicklungsstufe“ sind
- der Illusion zu verfallen, bei einer „höheren” Form des Seins angekommen zu sein.
- Du vertraust deinen Vorbildern (Gurus) blind und mehr als dir selber.
- blindes Mitgefühl auf Kosten unserer eigenen Bedürfnisse zu leben, keine gesunden Grenzen zu setzen und mit dem Wunsch nach Frieden in der Konfrontationsvermeidung zu erstarren.
- sich von dem Welt extrem zurückzuziehen oder gänzlich vom Körper abzutrennen mit dem Ziel, alles „Irdische” zu transzendieren.
- Gute Freunde melden sich immer weniger bei dir
Wie kommen wir da raus?
„Wir müssen beide Seiten in uns anerkennen, die Schöpferseite und die des Zerstörers in uns.„
Doch wie sehr erlaubst du dir deinen Schattenanteilen Raum zu geben?
Um zum Beispiel, Wut zu fühlen? Und wie bewertest du Wut?
Wut ist hat nicht nur eine zerstörerische Kraft, sonder sie hat sehr viel Potenzial, die wir als lenkende Energie nutzen können, anstatt uns und andere mit diesen Feuer zu verbrennen.
Das Problem ist also nicht die Wut, sondern die Vermeidung und unsere Unfähigkeit, gesund mit ihr in Beziehung zu treten.
Wenn wir viele Jahre unsere Wut herunterschlucken, entsteht ein schwer zu kontrollierendes Pulverfass, das nur auf die nächst beste Gelegenheit wartet, zu explodieren.
Für die meisten, fühlt es sich sicherer an, weiter der inneren Harmonie entgegen zu meditieren.
„Ein Schmetterling ist keine Raupe, die sich Flügel umgeschnallt hat. Es liegt eine Gefahr darin, sich hier selbst etwas vorzumachen und damit fliegen zu wollen.”
Nicht selten ist falsches Verständnis bezüglich der Wut im Bereich der Achtsamkeit zu beobachten. Ebenso bei Menschen, die sich als religiös oder spirituell bezeichnen. Es erscheint irgendwie zu „nett“. Es fühlt sich oft nicht echt an. Achtsamkeit wird als ein immerwährender Zustand des Nettseins und Glücklichseins verstanden. Die Gefahr, die Gefühle in der Meditation abzuspalten ist dabei auch nicht gering.
Ja, man darf auch mal wütend sein.
Denn in dem Moment, in dem wir uns von der Wut abspalten und sie als etwas Unerwünschtes einordnen, verleugnen wir einen Teil von uns selbst. Denn die Wut ist eine wichtige Kraft, um gesunde Grenzen zu setzen und um gute Entscheidungen für uns und unser Leben zu treffen.
Der Unterschied ist eher darin zu sehen, wie bewusst bist Du Dir dieser Gefühle und kannst du diese annehmen und integrieren?
Wichtig!!
Bleibe bitte bei deiner Praxis, die dir wirklich gut tut!
Ich sage nicht, dass es falsch ist zu meditieren oder der gleichen!
Ich liebe es mit dem Atem zu arbeiten. Es kann eine unglaubliche Unterstützung und einen Anker bieten.
Frage dich ehrlich:
* Warum tust du das gerade?
* Spürst du dich und deinen Körper mit all seinen Gefühlen während deiner Praxis?
* Wo willst du (noch) nicht hinsehen?
* Bist du noch am Kämpfen?
Gerne helfe ich dir , herauszufinden was du wirklich brauchst, und wie du den Weg wieder zu dir selber findest, in deinen eigenen Hafen!
Schreib mir gerne!