
Es gibt ein Unterschied zwischen positiven Denken und positiven Sein
Krankheit ist oft ein Zeichen innerer Disharmonie. Wenn wir sie nur als etwas betrachten, das uns von außen trifft, laufen wir Gefahr, gegen uns selbst zu kämpfen. Wahre Heilung beginnt damit, die Realität in ihrer ganzen Tiefe zu akzeptieren – und das bedeutet, auch das Negative nicht zu verdrängen.
Ein Schritt auf unseren Weg zu Gesundheit besteht darin, uns von dem sogenannten positiven Denken zu lösen.
Es geht nicht darum, absichtlich schwarz zu sehen. Aber zwanghaft positives Denken kann eine Falle sein – eine Strategie, um Angst zu vermeiden, statt ihr zu begegnen. Diese Art von Optimismus ist oft nur eine Schutzreaktion, die wir uns in der Kindheit angewöhnt haben, um mit Schmerz umzugehen. Wenn wir das nicht erkennen, tappen wir immer wieder in dieselben Muster.
Die richtigen Fragen stellen
Wer wirklich heilen will, muss tiefer gehen. Es reicht nicht, nur nach schnellen Lösungen zu suchen. Stattdessen sollten wir uns zwei entscheidende Fragen stellen:
- Was sagt diese Krankheit über die Vergangenheit und die Gegenwart.
- Was wird in der Zukunft hilfreich sein?
Die meisten Menschen konzentrieren sich nur auf die zweite Frage. Doch ohne die erste bleibt jede Veränderung an der Oberfläche.
Negatives Denken bedeutet in diesem Fall nicht, sich in Problemen zu verlieren, sondern sich ehrlich zu fragen: Wo in meinem Leben stimmt etwas nicht? Welche Gefühle habe ich verdrängt? Wo hat mein Körper längst „Nein“ gesagt, während mein Verstand immer noch „Ja“ ruft?
Warum erzwungener Optimismus schadet
Viele glauben, positives Denken bedeute, unangenehme Wahrheiten auszublenden. Doch genau das erzeugt Stress, der langfristig krank machen kann.
Studien zeigen, dass echte Freude das Wohlbefinden stärkt. Aber wenn wir uns nur einreden, glücklich zu sein, während unser Inneres rebelliert, belügen wir uns selbst. Vor allem Menschen, die in ihrer Kindheit Verletzungen erlebt haben, neigen dazu, unangenehme Gefühle zu unterdrücken. Doch je länger Stress im Verborgenen bleibt, desto stärker beeinflusst er unser Leben.
Ehrlichkeit lohnt sich
Sich bewusst mit dem auseinanderzusetzen, was schmerzt, ist nicht leicht – aber es ist notwendig. Viele von uns haben als Kinder gelernt, Schmerz zu vermeiden. Wir lachen über schlimme Erfahrungen oder reden sie klein. Doch Heilung beginnt dort, wo wir uns erlauben, den Schmerz wirklich zu fühlen.
Hinter chronischem Stress und Krankheit stecken oft dieselben Muster:
- Die Verdrängung von Wut
- Die Verleugnung von Verletzlichkeit
- Die kompensierende übertriebene Unabhängigkeit
Diese Verhaltensweisen sind keine bewussten Entscheidungen, sondern Überlebensstrategien. Wenn wir sie erkennen, können wir anfangen, sie loszulassen.
Wie Heilung gelingen kann
Es geht nicht darum, anderen die Schuld zu geben, sondern Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Viele von uns wurden darauf konditioniert, es allen recht zu machen. Doch wenn wir zum ersten Mal etwas nur für uns selbst tun, tauchen oft Schuldgefühle auf.
Und hier liegt eine wichtige Erkenntnis: Wenn du die Wahl hast zwischen Schuldgefühl und Verbitterung – entscheide dich für das Schuldgefühl. Denn Schuld vergeht, aber Verbitterung frisst sich tief in die Seele.
Wenn wir gelernt haben es unseren Eltern recht zu machen, dann nehmen wir das Muster mit in das Erwachsen sein. Und wenn wir dann mal was für uns machen, entstehen meist Schuldgefühle und daher fühlt es sich erst mal falsch an.
Negatives Denken kann helfen diese Schuldgefühle zu akzeptieren.
Negatives Denken bedeutet, die rosarote Brille abzunehmen und ehrlich hinzusehen. Wahres positives Sein bedeutet, die Realität anzunehmen, ohne Angst davor zu haben.
Und manchmal beginnt Heilung genau dort, wo wir endlich die Wut fühlen, die wir so lange unterdrückt haben. Denn Wut, bewusst zugelassen und verarbeitet, kann der erste Schritt sein, um Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Vielleicht könnte sogar ein wichtiger Schritt sein, dir Unterstützung zu suchen.
Deine Melanie