Wieder fühlen lernen

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Die Kunst, wieder zu fühlen

Warum unsere Emotionen der Schlüssel zu innerer Stärke sind

Gefühle sind so real wie der Wind auf unserer Haut – und doch täuschen sie uns manchmal. Denn obwohl sie echt sind, erzählen sie nicht immer die Wahrheit. Unsere Gedanken spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie können Emotionen erzeugen, die wir erleben. Doch was passiert, wenn wir uns weigern, diese Gefühle zuzulassen?


Warum Fühlen Stärke verleiht

Wenn wir uns erlauben, unsere Emotionen bewusst zu fühlen und mit ihnen zu sein, stärken wir uns auf eine Weise, die wir vielleicht nicht erwartet hätten. Ja, es ist unangenehm. Niemand sagt, dass es einfach ist, sich Trauer, Wut oder Angst zu stellen. Aber genau wie Sport unseren Körper trainiert, stärkt das bewusste Fühlen unsere emotionale Kapazität.

Unser Gehirn und unser Körper bekommt die Gelegenheit, die Emotion zu verarbeiten. Wenn wir Gefühle jedoch verdrängen oder bekämpfen, bleiben sie – wie ein ungelöster Knoten. Erst wenn sich die Emotion langsam entspannt, lernt unsere Amygdala, das Zentrum für emotionale Reaktionen, dass ähnliche Gefühle in Zukunft weniger bedrohlich sind.

Ein wichtiger Aspekt beim wahrnehmen deiner Gefühle

Wichtig ist dass wir uns nicht mit dem Gefühl identifizieren oder uns immer wieder die gleichen Geschichten dazu erzählen. Sondern Die Gefühle als Empfindungen wahrzunehmen!
Dadurch verlieren sie an Itensität, du lernst sie vom Rand aus besser zu beobachten,anstatt völlig im Gefühl zu baden.
Bitte hole dir Unterstützung wenn es dir schwer fällt deine Gefühle als Empfindungen wahrzunehmen, denn es ist wie eine neue Sprache die wir lernen können.



Wie wir ungesunde Muster entwickeln

Unsere Emotionen folgen einer natürlichen Kurve: Sie kommen, steigen an, erreichen einen Höhepunkt und klingen wieder ab. Doch wenn wir in dieser Kurve aussteigen, beispielsweise durch Verdrängung oder Ablenkung, entsteht ein Teufelskreis. Unser limbisches System speichert diese Verhaltensweise als Bewältigungsstrategie ab.

Das ist der Grund, warum viele von uns bei Stress zu Essen, Konsum oder anderen Ablenkungen greifen. Unsere Gedanken, die dieses Gefühl ausgelöst haben, werden nicht unterschieden von der äußeren Welt. Für das limbische System sind sie real.

Es gibt Ausnahmen

Wenn stärkere Trauma mit im Spiel sind und noch nicht genug Selbstregulationsfähigkeit vorhanden ist, ist es hilfreich, sich professionelle Unterstützung zu suchen, um so sicher und gehalten durch den Sturm navigiert zu werden.


Der Weg zurück zum bewussten Fühlen

Wie kommen wir wieder in Kontakt mit unseren Gefühlen? Indem wir eine neue, achtsame Haltung einnehmen:

  1. Höre deinen Gedanken zu, wie ein Radio – Ohne sie zu bewerten, einfach wahrnehmen.
  2. Betrachte deine körperliche Anspannung wie eine Filmszene – Sieh hin, ohne einzugreifen.
  3. Sitze mit deinen Emotionen wie mit einem alten Freund – Sei geduldig und neugierig.
  4. Sei mitfühlend zu dir selbst – Begegne deinen Gefühlen wie einem Kind, das Trost sucht.


Wenn es schwierig wird

Es gibt Momente, in denen die Intensität der Gefühle überwältigend scheint. Dann hilft ein innerer beobachter – ein sicherer, achtsamer Umgang mit der Situation:

  1. Anerkennen: „Das ist schwierig.“ „Das tut weh.“ Sei ehrlich zu dir selbst.
  2. Mitfühlend sein: „Ich bin hier für mich.“ „Ich sehe, dass es gerade schwer ist.“
  3. Den Atem lenken: Finde Halt in deinem Atem und lasse ihn zu einem Anker werden.
  4. Bewusstsein erweitern: „Was immer ich fühle, ist in Ordnung.“


Was passiert, wenn wir nicht fühlen?

Wenn wir Gefühle ignorieren, werden sie nicht verschwinden. Stattdessen manifestieren sie sich oft körperlich – als Verspannungen, Stress oder langfristig sogar als Angststörungen oder Depressionen. Unser Körper speichert ungefühlte Emotionen im Hippocampus, wo sie als Bedrohung klassifiziert werden.

Doch wenn wir sie annehmen, sie einfach da sein lassen, beginnt Heilung. Auch Schutzmechanismen, die uns vor tiefem Schmerz bewahren sollen, dürfen liebevoll angesprochen werden:

  • „Möchtest du für einen Moment zur Seite treten und Pause machen?“

Das Ziel ist nicht, die Gefühle wegzuschieben, sondern ihnen Raum zu geben, bis sie von selbst weichen.


Ein kleiner Trick: Benenne deine Gefühle

Wenn Trauer, Angst oder Einsamkeit aufkommen, sage nicht: „Ich bin traurig.“ Stattdessen sage: „Da ist Trauer.“ Dieser kleine Perspektivwechsel schafft Distanz zwischen dir und der Emotion. Du erkennst, dass du mehr bist als dein Gefühl – ein wunderschöner und kraftvoller Schritt in Richtung innerer Freiheit.

Das Gasthaus

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.

Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht –

auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit

kommt als unverhoffter Besucher.

Begrüsse und bewirte sie alle.

Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,

die gewaltsam Dein Haus

seiner Möbel entledigt,

selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.

Vielleicht reinigt er Dich ja

für neue Wonnen.

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –

begegne ihnen lächelnd an der Tür

und lade sie zu Dir ein.

Sei dankbar für jeden, der kommt,

denn alle sind zu Deiner Führung

geschickt worden aus einer anderen Welt.

Rumi

Fazit

Fühlen ist keine Schwäche, sondern eine Quelle der Stärke. Indem wir uns erlauben, ganz mit unseren Emotionen zu sein, geben wir uns die Möglichkeit zu wachsen, uns zu heilen und eine tiefere Verbindung zu uns selbst zu finden.

Denn am Ende sind unsere Gefühle wie die Klänge einer Seelenharfe – manchmal laut, manchmal leise, doch immer voller Bedeutung.

Lausche auch gerne meiner Meditation „Das Haus der Gefühle“ auf You Tube

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